Höhlentempel

Höhlentempel
Höh|len|tem|pel 〈m. 5in den Felsen gehauener Tempel

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Höhlentempel,
 
in eine Felswand gehauener oder in einer natürlichen Höhle oder Grotte angelegter Tempel; auch aus dem Stein herausgeschlagener monolithischer Felsentempel.
 
In Indien wurden Kloster- und Tempelanlagen mit zum Teil beträchtlichen Ausmaßen vermutlich nach heute nicht mehr erhaltenen Vorbildern hölzerner Freibauten in den Fels geschlagen. Die ältesten Höhlentempel entstanden im 3. Jahrhundert v. Chr. (Barabarhöhlen der Ajivikasekte), buddhistische Caityahallen und Viharas mit zunehmend reicherem Reliefschmuck seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. v. a. im nördlichen Dekhan entlang der Handelswege (Bhaja, Pitalkhora, Karla, Kanheri u. a.) und mit den jainistischen Höhlentempeln im östlichen Indien (Khandagiri-Udayagiri). In Ajanta entstand bis zum 6.-7. Jahrhundert die größte Ansammlung buddhistischer Höhlentempel, die sich von den üblicherweise reliefgeschmückten Höhlentempeln Indiens durch guptazeitliche Wandmalereien abheben. Hinduistische Höhlentempel mit großformatigen Felsreliefs gehen auf das 5. und 6. Jahrhundert zurück (Udayagiri, Badami) und finden Höhepunkte in Elephanta und Elura sowie im südindischen Mahabalipuram (ab 7. Jahrhundert). In Südindien setzt erst mit diesen Höhlentempeln aus der Pallavazeit - gegenüber der nordindischen Architektur um etwa ein Jahrtausend versetzt - Bautätigkeit in Stein ein. Entlang dem Ausbreitungsweg des Buddhismus wirkten die indischen Höhlentempel über Bamian bis nach Zentralasien (zentralasiatische Kunst) und China. Mit Ausklingen des Buddhismus in Indien entstanden keine Höhlentempel mehr.
 
In China wurde die Technik, Höhlentempel in den Fels zu meißeln, aus Indien und Zentralasien übernommen. Ein Höhlentempel setzt sich jeweils aus Kult- und Lehrnischen sowie Mönchszellen zusammen. Häufig imitierte man an den Eingangsfassaden und im Innern das Konsolenstützsystem der Holzarchitektur in Stein. Die Höhlentempel wurden mit Malerei, Plastik aus Lehmstuck und in den Fels gehauenen Skulpturen ausgestattet. Den ersten Höhepunkt erlebte die Anlage von Höhlentempeln unter den nichtchinesischen Dynastien in den nördlichen Provinzen seit Mitte des 5. Jahrhunderts, einen zweiten Höhepunkt in der Tangzeit (618-906). Zu den bedeutendsten Anlagen zählen die Höhlentempel von Yungang, Longmen, Maijishan und Dunhuang.
 
 
J. Fergusson u. J. Burges: The cave temples of India (Neuausg. Delhi 1969);
 
Ind. Felsentempel u. Höhlenklöster, bearb. v. H. u. I. Plaeschke (Leipzig 1982).

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Höh|len|tem|pel, der: vgl. ↑Felsentempel.

Universal-Lexikon. 2012.

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